Romance Scamming – Der Betrug mit vorgetäuschter Liebe
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Hannes HartungHeiratsschwindel ist kein unbekanntes Phänomen und im Strafgesetzbuch drohen Täter:innen bis zu 10 Jahre Freiheitsentzug. Heutzutage finden ähnliche, besonders perfide Betrugsmaschen mit der vorgetäuschten Liebe online statt. Love oder Romance Scammer tummeln sich in sozialen Netzwerken oder Online-Liebesbörsen und machen so potentielle Opfer ausfindig.
Gerade durch die vermehrten Kontaktbeschränkungen nutzen Kriminelle die Einsamkeit von Personen aus und überhäufen diese mit Liebesbekundungen und Aufmerksamkeiten mit dem Ziel, ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Nach Aufbau eines Vertrauensverhältnisses und der ersten Verliebtheitsphase kommt meist das wahre Anliegen zum Vorschein. Die Betrügenden fordern meist unter einem Vorwand Geld, für z. B. eine Operation eines Angehörigen oder andere Schicksalsschläge. Häufig helfen die ahnungslosen Opfer und überweisen Geld, da diese in eine emotionale Abhängigkeit geraten sind. Allein das Landeskriminalamt Baden-Württemberg hat im Jahr 2017 131 solcher Fälle erfasst. Die Schadenshöhe kann bis in die Hunderttausenden gehen und meist sind die Opfer im Anschluss Pleite oder haben hohe Schulden.
Der einsame Soldat auf der Suche nach der großen Liebe
Ein besonders häufig auftretendes Szenario sind vermeintliche amerikanische Soldaten im Auslandseinsatz, welche aufgrund dessen nicht an ihr privates Geld gelangen können. Nach dem Aufbau des Vertrauensverhältnisses bitten sie um Unterstützung und um Überweisung von Geld, mit dem Versprechen dies zurückzuzahlen. Besonders perfide ist das Ausgeklügelte dieser Betrugsmasche. Es finden meist sogar Telefonate über Handy oder Videokonferenztools statt, wobei eine noch persönlichere Bindung aufgebaut wird. Dabei haben einige kriminelle Organisationen teilweise ganze filmreife Kulissen aufgebaut, um einen realistischen Eindruck zu vermitteln. In dem Forum https://www.romancescambaiter.de/ können aktuelle Szenarien überprüft werden.
Anzeichen für Romance Scamming
1. Die Online-Profile der Personen stimmen nicht mit Aussagen oder Nachrichten überein.
2. Sie werden gebeten intime Bilder oder Videos von sich zu senden, die später für Erpressungen benutzt werden.
3. Schon nach kurzer Zeit vermittelt Ihnen eine Online-Bekanntschaft ungewöhnlich starke Gefühle oder Liebesbekenntnisse.
Wie kann man sich schützen?
- Geben Sie nur so viele Daten in den sozialen Netzwerken preis, wie notwendig.
- Lassen Sie sich nicht von renommierten Datingportalen blenden.
- Überprüfen Sie Foto und Profil von Personen, um zu sehen, ob das Material anderweitig verwendet wurde.
- Achten Sie auf Unstimmigkeiten wie „meine Kamera funktioniert nicht“ oder ungewöhnlich viele Rechtschreib- und Grammatikfehler.
- Teilen Sie kein intimes Video- oder Fotomaterial, um vor Erpressungen geschützt zu sein.
- Hüten Sie sich vor Geldanfragen. Senden Sie nie Geld, Kreditkartendaten oder Personalausweiskopien.
- Überweisen Sie kein Geld für andere – Geldwäsche ist eine Straftat.
Was tun, wenn es zu spät ist?
Sind Sie Opfer einer solchen Betrugsmasche geworden, schämen Sie sich nicht! Sie sind damit nicht alleine. Stellen Sie sofort jeglichen Kontakt mit den entsprechenden Personen ein und erstatten Sie Anzeige bei der Polizei. Versuchen Sie jegliche Nachrichten und Kontaktpunkte zu sammeln und gebündelt bei der Polizei vorzulegen. Melden Sie dem Betreibenden des Online-Portals das Profil, und falls Sie Kontodaten ausgetauscht haben, melden Sie dies Ihrer Bank.